Dreieinhalb Jahre liegt die Tat zurück und wird jetzt am Landgericht Mühlhausen aufgearbeitet – mit immer neuen Details, die immer mehr Fragen aufwerfen.

Schwere Vorwürfe gegen die Thüringer Polizei im Zusammenhang mit den Ermittlungen nach einem Angriff auf zwei Journalisten im Jahr 2018 im Eichsfeld: Der Göttinger Rechtsanwalt Sven Adam, der im Prozess am Landgericht Mühlhausen einen Nebenkläger vertritt, sagte jetzt: „Die Qualität der Ermittlungsarbeit der Polizeibeamten vor Ort ist abgründig, grenzt an Arbeitsverweigerung und ist einzig mit schlechter Ausbildung nicht mehr zu erklären.“

Im April 2018 hatten zwei Rechtsextremisten aus dem Umfeld des Neonazis Torsten Heise im Eichsfeld zwei Journalisten schwer verletzt, die zuvor in Fretterode in der Nähe des Anwesens des NPD-Funktionärs recherchierten und dazu auch fotografierten.

In dieser Woche wurden beim Prozess insgesamt vier Polizeibeamte vernommen. Auf deren Aussagen im Prozess bezieht sich der Nebenklagevertreter. So habe die Beweisaufnahme ergeben, „dass trotz unmittelbarer Sichtung des Täterfahrzeuges auf dem Gelände der Familie Heise diverse Personen unter den Augen der Beamten über Stunden etliche Gegenstände aus dem Fahrzeug entnehmen und hineinlegen konnten“, sagt Adam. Er kritisiert auch die Durchsuchung des Hauses von Heise, die oberflächlich erfolgt sei.

Linke und Grüne drängen deshalb jetzt auf politische Aktivitäten ein. Madeleine Henfling, innenpolitische Sprecherin der Grünen, erklärte, dass das Innenministerium gebeten werde, „im nächsten Innenausschuss umfangreich über die dargestellten Vorgänge zu berichten“. Ihre Kollegin Katharina König-Preuss (Linke) wurde deutlich. Sie verwies darauf, dass die Verletzungen der Journalisten so schwer waren, dass sie nur mit Glück nicht tödlich endeten und fordert: „Unabhängig vom Strafprozess bedarf es hier einer Aufklärung des zuständigen Innenministeriums, wie es dazu kommen konnte und einer Auswertung über mögliche taktische Fehler und Ursachen.“