ND: Nachlässig ermittelt
Prozess gegen Neonazis in Mühlhausen: Berichte von Polizisten offenbaren dilettantisches Vorgehen.
Prozess gegen Neonazis in Mühlhausen: Berichte von Polizisten offenbaren dilettantisches Vorgehen.
Im sogenannten Fretterode-Prozess um den brutalen Angriff von Neonazis auf antifaschistische Journalisten in Thüringen versucht die Verteidigung, die Opfer zu Tätern zu machen. Die perfide Strategie ist wohl ihre einzige Hoffnung: Die Unschuldsbeteuerungen von Nordulf H. und Gianluca B. sind durch Augenzeug*innen schwer erschüttert worden.
Vor dem Landgericht Mühlhausen wird heute (10.00 Uhr) der Prozess um den Überfall auf zwei Journalisten vor mehr als drei Jahren fortgesetzt. Nach Angaben der Nebenklage sind Zeugen geladen, von denen sich die Vertreter der beiden Journalisten weitere Erkenntnisse dazu erhoffen, wer den Baseballschläger mit zu der Auseinandersetzung gebracht hat.
Zwei Rechtsextreme sollen im Frühjahr 2018 zwei Journalisten in Fretterode im Eichsfeld angegriffen und schwer verletzt haben. Derzeit wird am Landgericht Mühlhausen gegen die mutmaßlichen Täter Gianluca B. und Nordulf H. verhandelt. Wer sind die Männer und welche rechtsextremen Strukturen stecken dahinter?
In Deutschland wird Gewalt gegen Medienvertreterinnen und Medienvertreter zu einem immer größeren Problem. Dies verdeutlichte die NGO Reporter ohne Grenzen, indem sie das Land in ihrer jährlichen Rangliste der Pressefreiheit herabstufte: Die Lage sei nicht mehr als »gut«, sondern nur noch als »zufriedenstellend« zu bewerten. Von einer »noch nie dagewesenen Dimension« der Gewalt war die Rede. Besonders gefährdet sind häufig Journalistinnen und Journalisten, die über Aktivitäten von Neonazis und »Querdenkern« berichten.
Brutaler Neonazi-Angriff auf Reporter: Vor dem Landgericht Mühlhausen stellen Verteidiger Beschuldigte weiter als Opfer dar. Der Mann auf dem Zeugenstuhl möchte am liebsten gar nichts sagen. Dann redet er doch, widerstrebend. Als es aber um ein Gespräch geht, das er mit dem Neonazi-Führer Thorsten Heise geführt hat, da will er wieder gar nichts mehr wissen. Der 35-Jährige lebt in Fretterode, einem Dorf in Westthüringen, in dem sich auch der mächtige Kameradschaftschef und Vizevorsitzende der NPD angesiedelt hat. Und wo am 29. April 2018 jenes Geschehen seinen Ausgang nahm, das derzeit vor dem Landgericht in Mühlhausen verhandelt wird.